Der Bad Dürrheimer Stadtkämmerer und der bayerische Finanzbroker MAGRAL AG (München) legten jetzt einen Bericht vor über die im vergangenen Jahr getätigten Zinssicherungsgeschäfte. Seit März 2008 berät die MAGRAL AG in Zinssteuerungs-geschäften die Stadt Bad Dürrheim. Wie Bankbetriebswirt Heinz Reich von der MAGRAL AG sagte, wird in seinem Haus hauptsächlich mit mathematischem Sachverstand gerechnet. Die Geschäfte werden dann offiziell ausgeschrieben und später von der Stadt und der Partnerbank unterzeichnet. Mit einem Zinsswap vereinbart die Stadt mit ihrer Bank für eine bestimmte Laufzeit auf Basis eines fiktiven Kapitalbetrags einen Zinstausch fest gegen variabel oder umgekehrt – ohne Kapital an die Bank zu übertragen. Ziel ist es, die Zinskosten zu senken. Außerdem dient der Zinsswap dazu, das Zinssatzänderungsrisiko abzusichern. Für den Zinsswap zahlt die Stadt keinen gesonderten Preis. Im vergangenen Jahr stiegen die Zinsen. Deshalb zahlte die Stadt Bad Dürrheim für ihre Kredite, für die sie variable Zinsen vereinbar hatte, höhere Zinsen. Über die Zinssicherungsgeschäfte bekam sie aber wie der Geld zurück. Für das Jahr 2008 ergibt sich für die Stadt Bad Dürrheim ein Gewinn aus diesen Zins- sicherungsgeschäften von 31 453 Euro, die an die Stadt fließen. Insofern hat das Beratungsunternehmen aus Schulden Geld gemacht. Die Magral-Leute betrachten die Darlehen und Kredite der Stadt auf 30 Jahre hinweg und berechnen ein Szenario. Bleiben die Kreditzinsen konstant, können sie in den nächsten vier Jahren 103 810 Euro „herausholen“, steigen die Zinsen mittelmäßig, springen 144 512 Euro heraus, steigen sie stark, können sogar 180 859 Euro erwirtschaftet werden. Sinken die Zinsen aber, so fallen immerhin noch 77 083 Euro ab. „Das hat nichts damit zu tun, dass wir etwa wüssten, wie es im Geldmarkt läuft, sondern dass wir rechnen und Szenarien entwickeln“, sagte Heinz Reich. Der Profit der MAGRAL AG sind zehn Prozent des Betrages, den die Stadt Bad Dürrheim gewinnt. Für das laufende Jahr rechnet Betriebswirt Heinz Reich mit einem Gewinn von 43 750 Euro für die Stadt. Auf mehrfaches Nachfragen versicherte er, dass die Ausschreibungen gläsern sind, dass auch regionale Volksbanken und Sparkassen berücksichtigt werden. Meist kommen aber die Großbanken zum Zuge: im Fall Bad Dürrheim sind das die Landesbank Saar, Bayerische Landesbank und die von der Finanzkrise arg gebeutelte HSH Nordbank. Hat die Stadt zum Beispiel einen Kredit zu einem Festzins geschlossen, schreibt die MAGRAL als Gegengewicht einen Zinssicherungsvertrag zu einem variablen Zinssatz aus. Damit ist die Stadt auf der Gewinnerseite, wenn die Zinsen sinken. Stadtrat Wolfgang Kaiser (LBU) zeigte sich nicht glücklich über diese Geschäfte, denn einerseits müssten die Landesbanken vom Steuerzahler gestützt werden und andererseits hole sich die Stadt Bad Dürrheim durch diese Zinssicherungsgeschäfte noch Profit heraus. Heinrich Glunz (CDU) sagte, beruhigend sei, dass die Stadt nicht ihr Vermögen, sondern ihre Schulden in die Hand eines Instituts gebe. Positiv sei, dass hier Zinsmarkt-Profis den Stadtkämmerer beraten. „Selbst wenn man das nicht versteht, spricht der Gewinn für die MAGRAL AG, wir sollten Vertrauen in MAGRAL haben“, sagte Glunz. Mehrheitlich stimmte der Gemeinderat für eine Fortsetzung der Beratertätigkeit der MAGRAL AG, sechs Stadträte enthielten sich, Dr. Kurt Schick stimmte dagegen. Halbjährlich legt der Stadtkämmerer einen Bericht über die Entwicklung vor, die Stadt kann sich jederzeit aus der Zusammenarbeit mit der Beratungsgesellschaft verabschieden. Die Gesellschaft berät insofern die Stadt, als Zinsverträge ständig angepasst werden. Die stark rückläufigen Zinsen führen nun tendenziell zu günstigeren Konditionen bei Darlehensverlängerungen.
Quelle: Südwestpresse, Bad Dürrheim, Erscheinungsdatum: 25. April 2009